Fahrradreise von Schleitheim nach Sylt

Inspiriert durch einen Bericht über ein Pärchen, welches um die Welt geradelt ist, reifte seit dem letzten Herbst der Gedanke, mit dem Velo aus der Schweiz -- duch ganz Deutschland -- nach Sylt zu radeln. Da ich und mein Elektovelo sich beide in eine relativ guten Zustand befinden, ist das der richtige Zeitpunkt, das Abenteuer anzugehen. Besten Dank an alle, die mich hier virtuell begleitet haben und mich motivierten, die Reise durchzuziehen. Danke auch an die hemutec gmbh, welche mir den nötigen Freiraum gewährt hat. Es war eine tolle Zeit mit vielen Eindrücken und Erfahrungen.

Zahlen und Daten:
Strecke: 1757Km Dauer: 19 Tage, davon 17 am reisen
Die Route mit Bildern: Hinfahrt mit Bilder - - Hin- und Rückfahrt
Stromverbrauch: ca 10KWh (5 Stunden Staubsaugen, oder eimanl mit dem Auto von Schleitheim nach Schaffhausen (18Km))

Tagebuch

22.07.2018

Von Schleitheim nach Felsenau

Heute geht es los, die erste Etappe: Felsenau. Es ist angenehm bewölkt. Leichte Zweifel melden sich "Hast du dir das gut überlegt? Jetzt bist du ein paar Wochen unterwegs, ganz alleine in der grossen Welt..."
Doch die Freude überwiegt :)

Gut in der alten Heimat angekommen, aber auch Glück gehabt... Habe eine Nagel eingefangen, dank der supidupi Pneu aber ohne Platten rausgezogen... überlege einen Pneuspray zu kaufen. Flickzeug hab ich, aber keine Pumpe

23.07.2018

Von Felsenau fast nach Basel

Etwa 64KM. War eine schöne Strecke, Pneu hat gehalten :) Gelegentlich etwas Berg auf, aber kaum länger als 200M. Etwa ein viertel Naturstrasse, sonst alles Veloweg. Teils malerische Abschnitte durch Promenaden und vor Basel nimmt man die Weite wahr...hier sich früher wohl der Rhein getummelt... Ab Rheinfelden ist dann eher vorstädtisch, Ziel für morgen: Basel hinter mir zu lassen
Hab mich eingelebt, scheint zu funktionieren :) Bin auch nicht der Einzige...

24.07.2018

Basel nach Breisach

Gut 70KM. Basel selber war angenehm zu durchfahren, das um Basel rum, eher anstrengend. Dann doch erstaunlich wie weit der Einfluss des Hafens reicht. Danach fast nur Naturwege, fast immer gut ausgebaut. Auch immer mal wieder schattige Abschnitte. Viele Auen und Kieswerke, zwischen Autobahn und altem Rhein. Streckenweise aber auch ganz still, fast keine Flugzeuge. Nur das rascheln der Blätter. Es hat nicht viele Leute auf dem Weg, so alle 15Min trifft man jemanden. Offenbar auch andere Fernreisende :)

25.07.2018

Breisach Richtung irgendwo im Grünen

Heute ist draussen Uebernachten geplant. Kann also sein, das es heute keinen weiteren Eintrag gibt... Es soll ja wieder 35° geben. Freue mich auf die Weiterfahrt :)
Einen netten Schlafplatz gefunden. Das schöne an der Wärme, mann kann einfach draussen schlafen. So schön unkompliziert, nichts buchen, kein ein und auschecken, kein chick machen nicht aufs Frühstück warte, kostenlos und morgen einfach weiterradeln, der Sonne entgegen

26.07.2018

irgendwo im Grünen nach Baden Airport

Nun ja, das mit dem im Freien übernachten war nicht meine beste Idee... Viele Mücken, die ganz Nacht... Ich hatte einen Spray dabei, das half etwas, trotzdem surrten sie die ganze Nacht um den Kopf. Morgens dann um 5 abgefahren, war wunderschön in der morgenfrische Richtung Sonnenaufgang zu fahren.
Dann wurde es warm, hab mir ein Hotel gebucht. Wollte erst auf einen Camping, das war aber nicht mein Ding...
Bin seit anfangs Nachmittag im Hotel, hat sogar Klimaanlage! Beim waschen duschen und Akku laden, schaue ich TV Berichte über die Hitzewelle. 38° sollen es hier gewesen sein...
Der Weg war weiter vorwiegend Naturstrasse. Kehl scheint auch ein nettes Städtchen zu sein.
Morgen geht es wieder früh los. Freue mich drauf :)

27.07.2018

Baden Airport nach Lingenfeld

War eine schöne Strecke, viel geteerte Wege durch Auenlandschaften. Ich kam gut voran, über 100Km mit allen Umwegen ;) Jetzt liegt Deutschland beidseitig des Rheins. Mal schauen ob sich daduch der Charakter des Weges ändert. War zeitig im Hotel und bin gut ausgeschlafen. Am Samstag soll es Gewitter geben, so ganz glaube ich nicht daran. Fahre mal los, es kommt ja Mannheim, da wird man hoffentlich irgendwo unterstehen können, wenns dann doch regnet.

28.07.2018

ab Lingenfeld nach Nierstein

Ludwigshafen am Rhein war wieder Erwarten entspannt zu durchqueren. Top Radwege ausnahmslos nicht direkt an der Strasse. Dann das ganze BASF Gelände, eindrücklich und ebenfalls problemlos alles Radweg.
Immer mal wieder ein Blick aufs Regenradar. Ausser in Speyer beim Frühstück hat es noch nicht geregnet. Dort auch nur ein paar Tropfen.
Bin viel am rechnen, Verbrauch und Effizienz, Abschnitte und schmerzender Hintern, Meter und Sekunden... Man hat vom Navi und "Bordcomputer" doch so einige Zahlen, mit denen man jonglieren kann. Der Verbrauch liegt bei etwa 0,5KWH pro 100km. Ein Benzin Auto braucht 50KWH, ein E-Auto 20KWH...
OK, ich bin auch nur mit 20Km/h unterwegs ;)

29.07.2018

Nierstein bis Bacharach am Sonnenestrand

Mainz war etwas mühsam zu durchfahren, die Strecke schön, aber von der gestrigen Party überall Müll und Scherben. War Lichterfest... Hunderte (Gefühlt) Stände über Km der Promenade verteilt... Danach wurd dann wieder grüner und hügeliger. Der Rhein fliesst hier durch ein Tal, die Landschaft sieht schön aus. Viele Rebhänge und schmucke Dörfer säumen den Fluss.
Bin jetzt auf einem coolen Campingplatz direkt am Rhein gelandet. Werde die Gelegenheit nutzen und vielleicht einen Tag Pause einlegen.

30.07.2018

Pause...

Hat gut getan, morgen geht es Richtung Koplenz...

31.07.2018

Bacharach bis Bonn

Das war eine abwechslungsreiche Fahrt. Erst weiter durch die Loreley, eigentlich eine malerische Gegend. Einzig der sich, neben dem Rhein duch die Schlucht zwängende Schiffs- Bahn und Strassenverkehr stört die Idylle etwas. Der Radweg geht mal neben der Strasse, dann wieder dem Rhein entlang. Etliche Dörfer und Städtchen wollen durchquert werden. Meist geteert und zügig zu fahren macht die Strecke viel Spass. Ist bei der Hitze eh das beste, mit dem E-Velo im Wind zu segeln :) Morgen geht es dann durch die Städte Bonn, Köln, Düsseldorf... bin gespannt, wie gut die Radwege sind.

01.08.2018

Bonn nach Düsseldorf

Auch heute bei meist angenehmer Bewölkung gut unterwegs. Das schlimmste heute waren eigentlich die Pausen, dabei spürt man die schwüle Hitze ;) Trotz der starken Besiedelung ist das durchqueren von Bonn und Köln wie auch Düsseldorf mit dem Fahrrad gut organisiert. Viele Abschnitte führen direkt an den Promenaden vorbei, dort wo es auch Fussgänger hat, sind sogar die Wege getrennt. Nur selten muss der Weg mit Autos geteilt werden. Das Rheintal wir jertz wieder breiter. Wieder viel Abwechslung, keine wirklich langen Abschnitte. Selbstverständlich fast alles geteert oder gepflastert. Ach ja, der Wald... so schön er bei dem Wetter zu durchfahren ist, bremst er dann doch denn Schwung durch die Wurzeln...

02.08.2018

Düsseldorf nach Wesel

Heute bei Wesel Abschied vom Rhein genommen. Ganz froh, das Ruhrgebiet durchquert zu haben. Der drittgrösste europäische Ballungsraum. So fühlt es sich auch an. Viel Zivilisation wird durchfahren, mal rechts, mal links des Rheins. Meist getrennte Radwege, bei Brücken auch mal der Autobahn entlang. Trotzdem hat auch diese Strecke, grade wegen der Abwechslung, Spass gemacht. Auch finden sich immer wieder schattige Plätzchen, manchmal muss man diese aber auch mit etwas Glück abseits der Route finden.

03.08.2018

Wesel bis fast Münster

Erst dem Wesel Dattel Kanal nach, dann dem Dortmund Elms Kanal entlang. Die ist zwar nich der offiziellen Route 7 entlang, ich fand es reizvoller als durch die ganzen Dörfer. War zu Teil etwas monoton, aber man konnte gut zufahren. Erstaunlich, der Kanal befindet sich über lange Strecken über dem Gelände. Einmal überquert der Kanal sogar über eine Brücke einen anderen Flüss... verrückt...
Dieser Abschnitt entsprach in etwa meiner Vorstellung wie es dem Rhein entlang sein könnte. Gelegentlich ein Frachtschiff und sonst niemand... Die Radwegeentlang dem Kanal sind gut zu befahren, alles feiner Splitt, Topf eben...
Andere Reisende
Es gibt Reisende, die trifft man zwei drei mal an, ein Paar mit einem coolen e-Liegevelotandem hab ich auch mal 2 Tage später wieder angetroffen.
Sonst trifft man meist Freizeitradler an -- dies geht von top ausgerüsteten Rentnerpärchen, über die rasenden Irren, welche mit SUVs auch hier Angst und Schrecken verbreiten ;) weiter über Omis, die ihre Besorgungen tätigen bis hin, zum 16 jahrigen Schwarzen, der sich mit seinem Klapperdamenvelo ein Rennen mit mir, dem akkugetribenen Fernreisenden, liefern will, und dieses dann auch haushoch gewinnt.
Dann gibt es auch noch die... Freaks? ... Menschen die offenbar auch unterwegs sind. Woher und wohin auch immer, Reisende, die ebenfalls den Weg als Ziel sehen. Von denen beneide ich schon die, welche ganz ohne Akku radeln. Nicht weil es mehr Anstrengung erfordert, sondern wegen der Unabhängigkeit... Ich fühle mich ja schon fast so frei wie ein Vogel, doch alle 150Km brauch ich eine Steckdose...
Doch eben, ohne ebike wäre ich nie auf die Idee gekommen, mir diese Reise auch nur anzudenken.

04.08.2018

Münster nach Osnabrück

Heute eher gemütlich unterwegs, erst weiter dem Kanal entlang, dann durch Weiler und kleine Dörfer. Teils recht neu. Die Strecke zu Beschreiben fällt durch ihren Abwechslungsreichtum schwer. Wälder, Felder, Wege, Strassen, mal kann man gleiten, mal ist Vorsicht angesagt. Auch hier, top Radnetz, häufig Lichtsignale, wenn Hauptstrassen gekreuzt werden. Heute bin ich nach Navi gefahren, meist ab der offiziellen Route. Ich kanns halt nicht vergleichen, aber nicht deuchts, meine ist die bessere... Auch wenn ein kleines Stück, nur mit viel gutem Willen als Radweg bezeichnet werden kann.
Morgen steht Bremen als Ziel. 120 Km... Weiss noch nicht. Jedenfalls ist es einfacher auf dem Weg zu einer Stadt ein Hotel zu finden, als auf dem Weg daraus.

Sinnvolle Ausrüstung:

Navi. Ich benutze die osmand app. Karten und Fahrrad Navigation sind offline. Es können beliebige gpx Routen angezeigt werden. Es sind auch viele nützliche Punkte bereits vorhanden... Hotels, Läden wiki Artikel und vieles mehr. Osmand braucht etwas Eingewöhnungszeit, ist opensource (gibt auch einen Bezahlversion mit mehr Funktionen, die nutze ich) aber es gibt meines Wissens nichts besseres (für mich)

Kettenöl.
Einfach ein kleines Fläschen Kettenöl. Alle ein bis zwei Tage lechtst die verstaubte Kette nach Öl....
Pumpe und Flickzeug.
Nach dem Nagel hab ich mir noch eine mini Pumpe gekauft. Zusammen mit dem Flickzeug beruhigt es ungemein...

05.08.2018 update

Osnabrück nach Wildeshaus

Bei Osnarbrück ging es dann doch auch mal etwas Bergauf. 170 Meter war glaub der höchste Punkt.
Auch war Gegenwind, nicht viel, aber er hat doch gereicht, auf die Durchschnittsgeschwindigkeit zu drücken. Somit wurde heute nichts mit Bremen.
Es ist ein rechter Unterschied zur Flussroute, die Wege hier sind, teils recht verwinkelt, zu einem Radweg zusammengeschlossen. Man kann aber auch den Radweg der Hauptstrasse lang folgen, aber der Offizielle ist meist ein guter Ratgeber.
Auch durch Moore ging der Weg. Teils nur über einen Damm, durch die trockengelegten und durch Torfabbau tieferliegenden Felder. Hier wird tatsächlich noch Torf gestochen... Der empfehlenswerte Forschergeist Podcast
Viele kleine Weiler und Höfe säumen den Pfad, manchmal ein Dorf. Sonst zwischen Feldern, mal durch Wald wieder sehr abwechslungsreich. Die Blicke finden immer mehr Weite
Nach wie vor macht es mir viel Freude durch die Gegend zu segeln. Das Gefühl der Freiheit zu geniessen...
Es fängt mich schon an zu dauern, dass der Weg schon bald zu Ende ist.. Doch die Freude auf die Insel gleicht das mehr als aus :)

Dies ist eine funktionierende Oelpumpe

06.08.2018

Wildeshaus nach Zeven

Wieder durch Moore gefahren, häufig zwischen (Mais) Feldern
Der Wind wehte heute eher zu meinen Gunsten. Bremen selber war mit dem Rad jetzt nicht so prickelnd.
Die Landschaft tut sich auf, man sieht weiter. Aber auch viele Abschnitte durch Wälder. Eine wunderschöne Gegend mit dem Fahrrad.
Man trifft Höfe, Schweinemästereien, auch mal ein Dorf, fast nur aus Villen bestehend...
Die Besiedlung nimmt aber deutlich ab, man muss sich etwas organisieren, damit es mit der Nahrung und der Unterkunkft klappt.
Es findet sich immer was, man muss nur etwas voraus Planen.
Auch kann man mal eine Stunde unterwegs sein, ohne jemanden anzutreffen...

07.08.2018

Zeven nach Hamburg

Nach der heutigen Tour kann ich sagen, Hamburg ist gross... Der weg dahin war überraschend schattig. Viel durch Wald und Alleen. Auch nicht so flach wie ich gedacht habe. Ob Hamburg ist man dann doch mal auf 170m, Bis dahin viel Einsamkeit, immer weniger Besiedlung,

Ich wählte einen Mix zwischen Route HH HB, bzw Route 7. Manchmal vertraute ich aber auch aufs Navi.

Der Weg scheint sich auch zu verändern... Teils ist die Beschilderung der bessere Ratgeber, doch meist stimmt sie mit den gpx Tracks von der Fahradwiki überein. Alle Varianten scheinen aber doch auch mal über Kopfsteinpflaster oder schmale Waldwurzelwege zu führen. Auch die Wegführung durch Hamburg scheint mir inkonsistent, doch führen irgendwie alle Varianten weiter...

Nu ja, das Highlight des Tages ist sie Unterkunft! Ich bin letztendlich auf dem Elbecamping gelandet.
Hab nur was gelesen von speziell und friedlich.. und echt, fühle mich in Woodstock :) Live Musik, den ganzem Abend schon Beatles, überall Feuer, friedlich spielende Kinder! Unglaublich, bin schon ein paar Stunden hier und es ist einfach nur schön... Kann ich nur empfehlen, freie Platzwahl, viel Schatten und eine Beiz mit Essen und Getränken. Ich werde erst mal 2 Tage hier bleiben und schauen was das Wetter macht

08.08.2018

Pause

09.08.2018

Hamburg nach Fockbek

Im echten Norden angekommen :) Wetterbedingt habe ich mich eher östlich gehalten. Ein paar Regentropfen haben mich zwar erwischt, aber eigentlich nicht nennenswert. Die Wege waren angenehm zu fahren, meist Radwege. Erwähnenswert sind die Unterführungen unter den Flüssen, zum einen der alte Elbtunnel aber auch die moderne Variante bei Rendsburg unter dem Nord- Ostseekanal durch. Beeindruckend, unter einem Fluss durchzufahren... Geht aber nur für Velo und Fussgänger.

Landschaftlich war es etwas monoton, durch das fehlen der Sonne, war die Orientierung auch etwas schwieriger. Ich hatte ein paar mal das Gefühl. in die falsche Richtung zu fahren, doch das täuschte.

Dann hatte ich noch Glück im Unglück: Ein Reh, wohl von mir aufgescheucht, kam hinter einem Busch hervor, leider war der Zusammenstoss nicht mehr zu vermeiden und wir lagen alle drei auf dem Boden. Das Reh humpelte erst mal in den Strassengraben und legt sich dort hin. Hmm, jetzt, Polizei? Oder das arme Tier erlösen? Erst mal selber aufrappeln und Funktionscheck bei mir und dem Velo. Alles in Ordnung, keinen Kratzer abgekriegt. Glücklicherweise war es ein Feldweg und ich nicht so schnell unterwegs. Dann stand das Reh auf, blökt mich an uns macht sich, zwar immer noch humpelnd, aber einen vitaleren Eindruck erweckend, ins Maisfeld. Ich hoffe und wünsche, es geht ihm wieder gut...

Wenn das Wetter mitmacht, bin ich in 2 Tagen auf Sylt :)

10.08.2018

Fockbek nach Sylt

Angekommen :)

War etwas windig heute, auch regnete es gelegentlich. Die Streck war schön zu fahren, einige leichte Steigungen. Ja die gibt es auch hier. Bin Happy, nach 19 Tagen und 1757 Km hier zu ein und glücklich, es geschafft zu haben :) Auch Anke ist froh, das ich heile angekommen bin.

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